Artikel in der Nürtinger Zeitung vom 11. Februar 2014, Von Heinz Böhler
„Orbis pictus“, also sinngemäß „Die Welt des Bildes“, kann man derzeit im Forum Türk in Augenschein nehmen.
Jazz und Malerei – zwei Ebenen, zwei Genres, die dem Menschen dazu dienen, sich auszudrücken, ja, manchmal das Innerste nach außen zu kehren. Klaus Küchler und Werner Brosze haben auf diesen beiden Ebenen der Ausdrucksform zueinander gefunden, und seit Sonntag können sich die Nürtinger Kunstfreunde in der Galerie des Forums Ilse und K. H. Türk ansehen, wie anregend die Ergebnisse der malerischen Zusammenarbeit der beiden Künstler wirkt. „Orbis Pictus“, also etwa „Die Welt des Bildes“, lautet der Titel dieser Ausstellung.
Am Sonntagvormittag begrüßte die Vorsitzende des Trägervereins, Els Junginger, die nahezu hundert Gäste der Vernissage, die vom Jazzpianisten Clemens Wittel musikalisch umrahmt wurde. Oberbürgermeister Otmar Heirich legte in seinem Grußwort dar, was ihn mit dem einen der beiden ausstellenden Künstler verbindet.
Zum einen, so Heirich, wäre da die gemeinsame Heimatregion Odenwald zu nennen. Wichtiger noch aber: „Wir wohnen jetzt beide im gleichen Haus in Nürtingen.“ Denn Klaus Küchler, Grafiker von Beruf und wohl vom künstlerisch bedeutenden Umfeld angelockt, ist mit seiner Familie vor Kurzem nach Nürtingen gezogen und zeigt nun im Forum Türk mit 32 eigenen Arbeiten, wie er die Welt in Farben und Formen sieht.
Auf 28 weiteren Bildern kann der Besucher der Ausstellung sich davon überzeugen, dass auch auf der Leinwand des Malers gemeinschaftliches Wirken durchaus Sehenswertes zustande kommen lassen kann. „Double Art“ nennt sich das von Klaus Küchler und Werner Brosze interaktiv erarbeitete Werk zweier Pinseltäter, deren Umgang mit Strich und Farbe von einer spannungsbetonten und dennoch harmonisch wirkenden Bereitschaft, sich aufeinander und den Gegenstand einzulassen, spricht.
Zusammenarbeit – Zusammenklang: Beide Künstler, so erfährt man in der Einführungsrede von Professor Albrecht Leuteritz, bringen auch in der Formation Jazz for Fun ihre Instrumente in Einklang. Und wie in der malerischen Zusammenarbeit gilt, dass ein Pinselstrich, ist er erst einmal gesetzt, für den anderen sakrosankt ist, so gilt auch in der Musik, dass der Zusammenklang nur dann funktioniert, wenn sich die Musiker gegenseitig respektieren und nicht versuchen, einander auszustechen.
„Expressive Pinselführung“
Klaus Küchler, geboren in Berlin, ist auf dem Gebiet der Malerei in beiden Genres, dem abstrakten und dem gegenständlichen, zu Hause. Dafür bescheinigt ihm Albrecht Leuteritz eine ausgesprochen „expressive Pinselführung“, spricht von Farbenfreude und einem gegenständlich-figürlichen Charakter der meist großformatigen Bilder, die – der Doppelbegabung ihres Schöpfers geschuldet – häufig grafische Elemente enthielten.
In Bad Homburg, so erfuhren die Besucher der Vernissage, habe Klaus Küchler den in der näheren Nachbarschaft wohnenden Werner Brosze kennengelernt. Dieser sei durch ihn zur Malerei gekommen, und es habe sich, wie auf der musikalischen Ebene auch, eine lebhafte Zusammenarbeit entwickelt, deren Ergebnisse nun in der Galerie des Forums Türk zu sehen sind. „Double Art“ nennen die beiden Künstler das Ergebnis gemeinsamen Wirkens, und bis auf eines tragen alle den Titel „Session“ – wohl ebenfalls dem Sprachbereich des Jazz entnommen, wo es für bei mehr oder weniger zufälligen Zusammenkünften entstandene Improvisationen steht. Ebenfalls ausgesprochen farbenprächtig glänzen die Ergebnisse durch hochinteressante Zusammenklänge der Farbtöne und Formen, die ausnahmslos abstrakter Art sind.
Die Arbeiten von Klaus Küchler und Werner Brosze sind bis Sonntag, 30. März, in der Galerie in der Sigmaringer Straße 14 zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung samstags und sonntags, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Zur Finissage am 30. März um 11.30 Uhr werden die beiden Künstler auch ihre Instrumente mitbringen und mit Gitarre und Saxophon zeigen, dass ihre gemeinsam hervorgebrachten Arbeiten auch mit ihren musikalischen Co-Produktionen harmonieren. Darüber hinaus ist für den 2. März eine Malwerkstatt geplant, während der interessierte Kunstfreunde selbsttätig erfahren können, wie die Zusammenarbeit von „doubleArt“ funktioniert.