Artikel in der Nürtinger Zeitung vom 13. November 2013,
Von Heinz Böhler
Das Forum Türk zeigt bis Mitte Dezember Arbeiten von Herma Fischer und Bertram Till.
„Erzählend“ stehen und hängen sich Bilder der Nürtinger Künstlerin Herma Fischer und Skulpturen aus der Werkstatt des ebenfalls in Nürtingen ansässigen Bildhauers Bertram Till in der Galerie des Forums Türk gegenüber, 52 Werke an der Zahl.
Entsprechend eng war es, als sich am Sonntagvormittag die zahlreichen Gäste der Vernissage zwischen diesen ein Plätzchen suchen mussten, um der Einführung von Roswitha Bader zu folgen. Ein Grußwort der Stadt sprach Kulturamtsleiterin Susanne Ackermann. Im Namen des Veranstalters begrüßte Kunsthistoriker Professor Albrecht Leuteritz Künstler und Gäste, den musikalischen Rahmen lieferte Bertram Till mit seiner Konzertgitarre.
„Nürtingen – eine Stadt der Kunst“: Susanne Ackermann wird nach eigenem Bekunden nicht müde, diese Aussage immer wieder zu wiederholen. Umso leichter mag es ihr an jenem Ort gefallen sein, wo der Nachlass jenes Mannes gepflegt wird, der in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrtausends dafür gesorgt hat, dass in einer damals zunächst noch widerstrebenden Stadt der Kunst wieder jener Raum eingeräumt wurde, der ihr in der Heimatstadt eines Fritz Ruoff, eines Eugen Maier gebührt. Ackermann erinnerte denn auch an das Erbe des Künstlers und Lehrers K. H. Türk, der immer auch dem scheinbar nicht Zusammenpassenden Raum gewährt habe.
„Sie ist der Malerei verfallen“, kennzeichnete Roswitha Bader Herma Fischers Beziehung zu dem ihr gemäßen Genre, das Abstrakte und
das Konkrete mit Acrylfarben auf Leinwand zu gestalten, miteinander zu vermengen oder es bildhaft in Beziehung zueinander zu setzen. In der Ausstellung mit dem Titel „Erzählend“ nehmen die
Arbeiten der Nürtingerin die Gelegenheit wahr, neue Beziehungen einzugehen, Kontakte zu knüpfen zu den nur auf den ersten Blick „grob“ zugesägten Holzskulpturen Bertram Tills. Die stehen in der
Galerie, als wären sie noch die Bäume, die sie waren, und bildeten einen heiligen Hain, in dem die Blätter rauschend von uralten Geschehnissen flüstern. Geschichten von Geschlechterkämpfen, wie
jener zwischen Eva und Adam, die neben dem Podium schweigend miteinander ringen, während der hölzern-schwere Apfel daneben geduldig auf seine Stunde, den Augenblick der Erkenntnis, wartet.
Mit Kettensäge und Schnitzwerkzeug
„Erzählend“ – aber wie und was? Dieser Frage ging Roswitha Bader am Sonntag nach. Bertram Till, so erfuhren ihre Zuhörer, lasse häufig Allegorien und Symbole von großen Gefühlen reden und benutze dazu Stämme von heimischen Obstgehölzen, die er mit der Kettensäge präpariere, um ihnen danach für etwaige Feinarbeiten, wie das Königinnengesicht im Hintergrund, mit Schnitzwerkzeug zu Leibe zu rücken.
Herma Fischer sammelt Eindrücke, Stimmungen, reagiert spontan auf Einfälle bildprägender Farbkonstellationen, die sie im Atelier ebenso spontan verarbeitet. Auch ihre Bilder erzählen Geschichten. Gesichter, Landschaften, Farbfelder können neben abstrakten Formen auf einem Bild kommunizieren, ineinander übergehen. „Formenspiel“ heißen die Bilder dann, oder „Landschaft baut sich auf“, in vier Schritten. „Weiß/Grau/Schwarz“ ist ein anderes betitelt, „Tanz der Elemente“ steht für eine Serie kleineren Formates im Foyer der Galerie. Spannungen besonderer Art vermitteln, folgt man Roswitha Baders Ausführungen, Herma Fischers Mischtechniken, deren Oberflächen durch ihre Strukturiertheit eine lebendige Erzählweise entwickeln.
Die Ausstellung ist bis 14. Dezember samstags, sonntags
und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Für Sonntag, 15. Dezember, ist ab 11.30 Uhr eine Finissage mit Musik und Tanz anberaumt.