Zeitungsbericht in der Nürtinger Zeitung vom 14. Mai 2012
Anlässlich der Vernissage am Sonntagvormittag freute sich der Kreisdezernent für Kultur, Peter Keck, die Grüße des Landrates überbringen zu dürfen, und Professor Albrecht Leuteritz würdigte Fritz Genkingers Lebenswerk. Eine Briefmarkenserie zur Fußballweltmeisterschaft 1974 und Plakate für das Bundespresseamt machten den gelernten Werkzeugmacher berühmt. Sport und ganz besonders der Fußball waren seine Themen in den 60er- und 70er-Jahren. Eine ganze Mappe mit zwölf Siebdrucken ist dem VfB Stuttgart gewidmet. Eine rote und eine schwarze Karte, ebenfalls im Siebdruckverfahren hergestellt, deuten die Macht des Schiedsrichters an.
Genkingers grafisch-malerischer Stil verbindet gegenständliche mit abstrakten, bisweilen surrealen Elementen. Darüber ist sein aus der klassischen Moderne erwachsenes Gesamtwerk, das bis heute von fantastisch-skurrilen Einfällen bestimmt ist und in die Postmoderne überleitet, ein wenig in den Hintergrund geraten.
In der aktuellen Retrospektive wird diese einseitige Sichtweise auf das Werk des Malers jedoch deutlich korrigiert. Es finden sich dort Bleistiftzeichnungen aus den Anfangsjahren neben Pflanzenbildern aus der Gegenwart. Ein roter Drache speit Feuer und ein „kühler“ (Frauen-)Rücken entzückt im Format 80 mal 100 Zentimeter.
Farben und Formen bestimmen die Arbeit Fritz Genkingers. heb
Besonders erwähnt findet sich in Albrecht Leuteritz’ Einführung eine Serie von vier Bildern, mit denen Genkinger in den frühen 60er-Jahren einem seiner Vorbilder, dem großen irischen Maler Francis Bacon, gehuldigt hatte. Einen starken Eindruck machen auch jene Bilder, die einen kämpferischen Naturschützer hinter dem eher ruhig und nachdenklich wirkenden Künstler vermuten lassen: Eine geballte Faust wächst statt einer Laubkrone aus einem Baumstamm. „Die Natur schlägt zurück“ assoziierte Professor Leuteritz mit diesem Motiv, das in der Ausstellung gleich zweimal, nämlich als großformatiges Acrylgemälde und als mittelgroße Lithografie, zu bewundern ist.
Freude an leuchtenden Farben und Versuche mit zum Teil pointillistisch inszenierten Formen prägen das Bild der bis zum 1. Juli gezeigten Ausstellung im Forum Türk ebenso wie Porträts, zum Beispiel eines Flöte spielenden Indios, gemalt anlässlich einer Südamerika-Reise in den 70er-Jahren.
Ziel der Ausstellung ist es, dem Betrachter einen Eindruck von der Entwicklung und den künstlerischen Positionierungen des Künstlers zu verschaffen. Gelegenheit dazu gibt’s bis zum Sonntag, 1. Juli, samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr. Am 20. Mai wird der Künstler persönlich anwesend sein und ab 14 Uhr das Publikum in künstlerische Aktionen mit einbeziehen. Am 1. Juli wird Günter Diebold, eine langjähriger Freund des Künstlers, zur Finissage dessen Lebensweg schildern.